Ein Russland-Weimar-Vergleich
Die anfängliche Entwicklung der Russischen Föderation, die aus der UdSSR hervorging, folgte in den 1990er Jahren weitgehend breiteren postkommunistischen Mustern folgte. Doch kam es um die Jahrhundertwende zu einer Reorientierung, zunächst der Innen- und später der Außenpolitik Russlands. Anfangs am politischen Rand verbliebene antiwestliche, antiliberale und neoimperiale Ideen fanden immer stärkeres Gehör. Obwohl der parteipolitische Rechtsextremismus vom zunehmend autoritären Regime niedergehalten wurde, kam es zu einer Diffusion verschwörungstheoretischer und revanchistischer Denkmuster sowohl in die Zivilgesellschaft als auch Staatsorgane. Die russische Politik wiederholte in wichtigen Teilaspekten Entwicklungen der Weimarer Republik, vollzog - zumindest bislang - jedoch keinen vollständigen Übergang zum Faschismus. Vielmehr entstand der Putinismus als eine Mischung von Irredentismus, Pannationalismus und Messianismus. Obwohl Putins Herrschaft immer noch als ein kleptokratischer Autoritarismus gekennzeichnet werden kann, trägt er zunehmend ebenfalls Züge eines ideokratischen Totalitarismus. Womöglich bietet sich eine Verwendung des Faschismusbegriffs für die als panrussische Neugeburt der Süd- und Ostukraine verstandene Integration "Neurusslands" in die Russische Föderation an.
Diese Veranstaltung wird in Kooperation mit Kokont Jena durchgeführt.